Dr. Diethard Pfeiffer
Der Ortsname: Im Althochdeutschen wird RUMA oder RUMARI für Römer gebraucht. Die Ortsendung „ingen“ steht für eine Siedlung mit Personenbezug. In verschiedenen Epochen findet sich die Ortsbezeichnung RIUMLINGEN, RUMHERINGEN, RUMERINGA und RUMELINGEN. Ab Mitte des 16.Jahrhunderts ist Unter- und Oberreimlingen und ab 1848 nur noch Reimlingen gebräuchlich. (In alten Urkunden wird Oberreimblingen bzw. Unterreimblingen mit b geschrieben) Die Ur- und Frühgeschichte: Auf Reimlingens Flur – wie übrigens im ganzen Ries – ist durch Grabungen und Funde eine sehr frühe Besiedelung nachgewiesen. Es sind dies die drei Epochen: das Neolithikum und die Hallstadt- zeit A und C. Gelegentlich werden auch heute noch in der Feldflur bearbeitete Steine (Beile und Pfeilspitzen) aus jener Steinzeit gefunden. Zwei römische Landhäuser (Villa Rustica) sind in Reimlingen durch Grabungen bestätigt.
Reimlingen seit seiner ersten urkundlichen Nennung bis heute: Auch wenn Reimlingen nur eine etwas über 1225-jährige Geschichte belegen kann, so ist es sicher viel älter. Anders ist nicht zu verstehen, wenn der Frankenkönig PIPPIN und sein Sohn KARL der Große ein großes Besitztum dem HL. BONIFAZ (Kloster Fulda) schenkt. Dies sind sehr wahrscheinlich die ehemaligen Besitzungen der Herzöge von Schwaben, nachdem dieses Herzogtum durch Pippin aufgehoben und die Güter eingezogen wurden. Hierdurch erfährt Reimlingen seine bisher bekannte erste urkundliche Erwähnung. Auch hatte das Benediktinerkloster Lauresheim (Lorsch an der Bergstraße) Besitzungen. Die Grafen von Spitzenberg hatten im 12. und 13. Jahrhundert die Ortsherrschaft. Der Deutsche Orden (DO) erwarb sie 1283 und baute sie durch Zukauf oder Tausch stetig aus. 1531 erhielt er die Erlaubnis von Kaiser Karl V ein befestigt Herrenhaus (Schloss) zu errichten. nach Querelen mit der Reichstadt Nördlingen und den umliegenden Grafen wird es schließlich 1595 fertig gestellt. Bei der Schlacht am Albuch war es Hauptquartier der Kaiserlichen. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Ort durch vielfältige Baumaßnahmen des DO neu geprägt. U.a. wurde St. Georg umgestaltet, das Pfarrhaus entstand, das Schloss aufgestockt und neu eingefriedet. Hierbei entstanden auch die jetzigen Tore und die Kavaliershäuschen. Schließlich hatte er die Oberherrschaft des Ortes bis zur Säkularisation 1806 bis auf 2 Anwesen inne. Der König von Bayern behielt sie aber nur bis zum JAHR DER FREIHEIT 1848, auch wenn er der Gemeinde bis dahin eine gewisse Selbstständigkeit und Selbstverwaltung zugestand. Reimlingen war und blieb weiterhin noch fast hundert Jahre rein landwirtschaftlich geprägt.
Nach dem 1. Weltkrieg: Neue richtungsweisende Impulse erhielt Reimlingen in den Jahren der Inflation durch die Ansiedlung der Mariannhiller Missionare. 1922/23 erbauten sie das Seminargebäude (heute Bildungshaus St. Albert) und nutzten das Schloss, bauten das Missionshaus St. Josef mit einer Druckerei und richteten im Bereich der Dampfbrauerei des Oberst Lutz einen landwirtschaftlichen Großbetrieb ein.
Nach dem 2. Weltkrieg: Durch Flüchtlinge aus dem Osten platzt Reimlingen aus allen Nähten. Die ersten Nachkriegsbauten entstehen. Das Ortsbild ändert sich nach und nach nicht zuletzt durch das Aufstocken der Wohngebäude. Die eingeschossige Bauweise wird durch die zweigeschossige Bauweise abgelöst und die Höfe werden ‚modernisiert’. Durch die Flurbereinigung 1955-58 fallen der Gemeinde ortnahe Grundstücke zu. Es werden die ersten Baugebiete an der Berg- und Ostenstraße ausgewiesen. Diese sind schnell verbraucht. Ständig werden weitere Erschließungen notwendig. 1968 wird Riedweg und Am Keller, 1974 die Fürschwelle, 1980 Reimlingen Süd und 1993 der Mittelweg als Baugebiet ausgewiesen. Auch Gewerbegebiet ist entstanden und wird in den nächsten Jahren erweitert. Parallel hierzu wird das Schulhaus 1966 neu errichtet, die Ortskanalisation eingebracht, Kläranlagen gebaut und die Straßen ausgebaut. Ein Feuerwehrgerätehaus mit Gemeindeverwaltung (jetzt als Haus der Vereine genutzt), ein neuer Kindergarten und vieles mehr entsteht. Neues ist auf Reimlingen zugekommen. Der Erwerb des Schlosses 1997 und seine Renovierung in den letzten Jahren, der Bau der Umgehungsstraße und die gegenwärtige Sanierung des Kanalsystems werden gemeistert. Der Rückbau der Innerortstraßen, die behutsame Umgestaltung der alten Gebäude ehemaliger landwirtschaftlicher Kleinbetriebe im Ortskern und deren sinnvolle Nutzung als Wohnraum oder für Gewerbezwecke, sowie die Erweiterung des Kindergartens sind die gegenwärtigen Aufgaben. Reimlingen mit seinen Bürgern – ob alteingesessen oder zugezogen – wird dies meistern. Hierfür ist auch ein integrierendes intensives Vereinsleben und ein vielfältiges Engagement von Reimlinger Bürgern ein Garant.
Öffentliche Einrichtungen/Freizeit
- Schloss mit Nebenräumen
- Haus der Vereine
- Spielplätze
- Sportplätze
- Hartplatz
- Bolzplatz am „Haus der Vereine“
Kirchen
- St. Georgs Kirche Reimlingen
- St. Stephans Kirche Reimlingen
Sehenswürdigkeiten, Besonderheiten
- Schloss und Schlosspark Reimlingen
- Rieskrater Planetenweg: Saturn – Standort Reimlingen
- Maria-Hilf-Kapelle
- Bourgueil-Platz
- Deutschordensweg
- Adlersberg mit Gipfelkreuz